Das Krankheitsbild der Fibromyalgie
Fibromyalgie, oder auch Faser-Muskel-Schmerz (FMS), gehört zu den unheilbaren Krankheiten mit chronischem Verlauf. Die häufigsten Symptome dieser schweren Erkrankung sind starke Schmerzen an immer wechselnden Körperstellen, die in Schüben auftreten. Betroffene Regionen sind in der Regel der Rücken, die Gelenke und sämtliche Muskeln.
Der Faser-Muskel-Schmerz ist ein Krankheitsbild, welches sich nur über das Ausschlussverfahren diagnostizieren lässt. Differentialdiagnosen, die es auszuschließen gilt, sind beispielsweise Rheuma, Weichteilrheuma, Nervenkompressionen und Schmerzen durch Schäden an den Bandscheiben. Kommen diese Erkrankungen nicht in Frage und halten die Schmerzen länger als drei Monate an, liegt der Verdacht auf Fibromyalgie nahe. Häufig dauert es aber Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert wird und die Betroffenen, in drei von vier Fällen sind es Frauen, haben schon einen langen Leidensweg hinter sich.
Fibromyalgie ist schwer zu diagnostizieren
Das komplexe Krankheitsbild ist selbst von erfahrenen Medizinern nur schwer zu erkennen, sodass viele Patienten erst spät die notwendige Diagnose und die damit verbundenen Hilfen bekommen. Die Fibromyalgie geht in den meisten Fällen mit Begleitsymptomen wie Depressionen, Antriebsschwäche und Gelenksteife einher, sodass der Verdacht auf ein rheumatisches oder gar ein psychisches Leiden oft näher liegt.
Schmerzen können die Psyche belasten
Tatsächlich bedingt aber nicht ein psychisches Leiden den körperlichen Schmerz, sondern die schmerzhafte Fibromyalgie, die oft viele Jahre lang unbehandelt bleibt, zieht depressive Verstimmungen nach sich. Auch weitere Beschwerden wie Müdigkeit, Schlafstörungen und der Verlust der Konzentrationsfähigkeit sind auf das Schmerzsyndrom zurückzuführen, da die permanenten Schmerzen den Patienten einfach nicht mehr schlafen lassen.
Definition Fibromyalgiesyndrom (FMS)
Die deutsche Übersetzung der Fibromyalgie, nämlich der Faser-Muskel-Schmerz, lässt sich aus der lateinisch-griechischen Wortherkunft ableiten. Demnach beinhaltet die Fibromyalgie unspezifische Schmerzen in den Gelenken und den Muskeln, weitere Symptome erklärt der Begriff jedoch nicht. Da die Liste der Beschwerden jedoch lang ist, sprechen Mediziner schon seit einigen Jahren vom Fibromyalgiesyndrom (FMS). Dieser Begriff verdeutlicht, dass Fibromyalgie leider weit mehr ist als bloßer Faser-Muskel-Schmerz.
Fibromyalgie ist mehr als nur ein Faser-Muskel-Schmerz
Vielmehr wird Fibromyalgie begleitet von akuten Schmerzschüben, Schwellungen und Rötungen, Steifheit der Finger-, Arm-, Fuß- oder Hüftgelenke, von permanenter Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Antriebsarmut und Depressionen bis hin zur völligen Arbeitsunfähigkeit und sozialen Isolation. Betroffene fällt es schwer, am alltäglichen Leben teilzunehmen, weil die andauernden Schmerzen nicht nur das Arbeiten, sondern auch viele Freizeitaktivitäten teils unmöglich machen. Die Bezeichnung Fibromyalgiesyndrom erfasst all diese Probleme und wird dem umfangreichen Krankheitsbild daher deutlich besser gerecht als der Faser-Muskel-Schmerz allein.
Primäres und Sekundäres Fibromyalgiesyndrom
Die Fibromyalgie kann sich spontan entwickeln oder aber infolge von Verletzungen, Überanstrengung und Entzündungen entstehen. Einige Mediziner unterteilen das Krankheitsbild daher in die primäre und die sekundäre Fibromyalgie. Die Krankheit nimmt in beiden Fällen denselben Verlauf und ist nicht heilbar. Obwohl das Fibromyalgiesyndrom also ein Leben lang bestehen bleibt, haben Betroffene keine kürzere Lebenserwartung als gesunde Menschen. Entgegen der landläufigen Meinung schädigt auch eine langjährige Fibromyalgie weder Bänder und Gelenke noch die Muskulatur. Betroffene sind also auch nach langjährigem Faser-Muskel-Schmerz nicht auf einen Rollstuhl angewiesen.
Primäre Fibromyalgie
Von einer primären Fibromyalgie spricht man dann, wenn die Krankheit spontan, also ohne ersichtlichen Auslöser ausbricht. Zu den Ursachen einer primären Fibromyalgie gehören beispielsweise genetische Faktoren, was bedeutet, dass die Krankheit erblich ist.
Weiterhin kann die primäre Fibromyalgie auf Hormonschwankungen basieren. Aus diesem Grund sind Frauen etwa viermal so häufig betroffen wie Männer, denn das weibliche Geschlecht unterliegt stärkeren hormonellen Ungleichgewichten.
Eine weitere Ursache der primären Fibromyalgie ist ein Serotonin-Mangel. Bildet der Körper den Neurotransmitter Serotonin nicht in ausreichender Menge, kommt es zu Ausfällen im zentralen Nervensystem, jenem System also, welches auch für das Schmerzempfinden und die Schmerzweiterleitung zuständig ist. Darüber hinaus reguliert das Serotonin als sogenanntes Depressionshormon auch das seelische Wohlbefinden, ein Mangel kann also Depressionen auslösen.
Sekundäre Fibromyalgie
Die sekundäre Fibromyalgie ist kein akutes Krankheitsbild, sondern eine Folgeerkrankung. Im sekundären Verlauf dieser Krankheit sind deutliche Ursachen und Auslöser ersichtlich, die die Entstehung des Faser-Muskel-Schmerzes begründen oder ihn zumindest begünstigt haben.
Ursachen können sowohl physische als auch psychische Traumata sein, zum Beispiel Unfälle, Operationen oder orthopädische Erkrankungen. Aber auch rheumatische Erkrankungen können, vor allem unbehandelt, eine Fibromyalgie begünstigen. Weiterhin lässt sich übermäßiger beruflicher oder privater Stress, beispielsweise infolge von Überarbeitung oder Scheidung, als begünstigender Faktor für eine sekundäre Fibromyalgie ausmachen.
Krankheitsverlauf
Es beginnt mit Abgeschlagenheit
Das Fibromyalgiesyndrom beginnt in der Mehrheit der Fälle schleichend und eher unauffällig. Die ersten Symptome sind meist unspezifischer Natur, so beklagen Betroffene zum Beispiel häufige Abgeschlagenheit und Müdigkeit, meist in Kombination mit Durch- oder Einschlafstörungen. Diese Symptome alleine lassen noch nicht an eine Fibromyalgie denken. Auch Begleiterscheinungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Verstopfung erinnern eher an grippale Infekte, denn an eine schwere, chronische Erkrankung.
Schmerzen in der Wirbelsäule und in den Gelenken
Erst im weiteren Verlauf der Krankheit, meist also nach einigen Monaten, äußern sich erste typische Beschwerden wie Schmerzen in der Hals- oder Lendenwirbelsäule. Die Schmerzen verschieben sich zunehmend und lassen sich im Verlauf der Fibromyalgie auch in den Armen, Beinen, Gelenken und sogar im Gesicht lokalisieren. Die Fibromyalgie verläuft schleichend, erreicht aber nach einigen Jahren ihre Hauptphase, die Symptome verschlimmern sich dann in der Regel nicht mehr, sondern bleiben in kontinuierlicher Intensität.
Verschlimmerung in der kalten Jahreszeit
Der Faser-Muskel-Schmerz ist außerdem eine Intervallerkrankung mit sprunghaftem Verlauf. Schmerzattacken, die durchaus mehrere Wochen oder Monate andauern können, wechseln sich mit beschwerdefreien Intervallen ab. Gerade zu Beginn der Erkrankung lässt diese Tatsache viele Betroffene an vorübergehende Spannungsschmerzen denken, nicht jedoch an Fibromyalgie.
Die typischen Schmerzen der Fibromyalgie verschlimmern sich in der kalten und nassen Jahreszeit, außerdem begünstigen seelische Belastungen die Schmerzschübe. Auch überstandene Infektionskrankheiten und körperliche Überbelastung lösen in vielen Fällen neue Schmerzintervalle aus. Warmes und trockenes Klima empfinden hingegen viele Patienten als schmerzlindernd.
Bewegungseinschränkung durch schmerzende Gelenke und Muskeln
Da die Krankheitsschübe von meist gleichmäßigen Schmerzen begleitet sind, kann es schon im frühen Krankheitsverlauf zu Bewegungseinschränkungen kommen, da Patienten vor allem schmerzende Gelenke und Muskeln in Schonhaltung versetzen. Die Steifheit betrifft vor allem die Beine und den unteren Rücken.
Vom Ausbruch der Fibromyalgie bis zum Auftreten aller genannten Symptome vergehen durchschnittlich sechs bis acht Jahre. In dieser Zeit bleiben die Symptome meist unspezifisch, weswegen die sichere Diagnostik der Fibromyalgie so schwierig ist. Weitere Informationen zu den typischen Beschwerden finden Sie unter dem Menüpunkt Symptome.
Abgrenzung zu Rheuma
Rheumatische Erkrankungen und die Fibromyalgie sind klar voneinander abzugrenzen. Obwohl die Fibromyalgie im Volksmund meist fälschlicherweise als Weichteilrheuma bezeichnet wird, hat sie mit den rund 400 verschiedenen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis nicht viel gemeinsam. Zwar sind bei der Fibromyalgie, ähnlich wie beim Weichteilrheuma, auch Sehnen, Muskeln, Bänder und Gelenke betroffen, jedoch liegen dem Rheuma immer entzündliche Vorgänge zugrunde.
Störung des Schmerzleitsystems
Die Fibromyalgie hingegen ist, einfach ausgedrückt, eine Störung des Schmerzleitsystems. Der Patient verspürt Schmerzen, ohne dass an der schmerzenden Stelle entzündliche oder andere Auslöser ausgemacht werden können. Rheuma hingegen verläuft in entzündlichen Schüben, die beispielsweise über Laborbefunde eindeutig nachweisbar sind. Bei Rheumapatienten lassen sich bei akuten Schüben deutlich erhöhte Entzündungsparameter im Blut feststellen, während der Befund bei Fibromyalgie-Patienten in der Regel unauffällig ist.
Weichteilrheuma ist keine Fibromyalgie
Dass sich das Weichteilrheuma derart hartnäckig als falsches Synonym für das Fibromyalgiesyndrom hält, kann unter anderem auch daran liegen, dass eine sekundäre Fibromyalgie aus einem Weichteilrheuma oder einer Polyarthritis entstehen kann. Doch auch in diesen Fällen treten beide Krankheitsbilder unabhängig voneinander auf, sie begünstigen sich lediglich gegenseitig.
Als weitere Unterscheidungskriterien lassen sich die zusätzlichen Symptome des FMS heranziehen. Während Rheuma ausschließlich mit entzündlichen Schmerzen einhergeht, verläuft die Fibromyalgie unter Begleitung weiterer Beschwerden wie Müdigkeit, Depressionen, Antriebsschwäche, Leistungsabfall, Schlafstörungen und Beschwerden des Verdauungssystems, die beide Krankheitsbilder eindeutig voneinander abgrenzen.